Klopfen erlaubt!

Frauke Naumann Mittwoch, 18. März 2020 von Frauke Naumann

Stadt & Land

Klopfen erlaubt!

Die Innenstadt wirkt wie ausgestorben. Nur bei Rossmann und DM bilden sich Schlangen an den Kassen. Auch wir von thema: Das Güstrowjournal sind von der Corona-Krise betroffen. Wir mussten unser Magazin bis auf weiteres einstellen. Trotzdem möchten wir mit unseren Leserinnen, Lesern und Kunden weiterhin in Kontakt bleiben. Deshalb besuchte ich heute Yvonne Meinköhn, Inhaberin des Geschäftes Babys & Kids. Die bunte Frühjahrsmode für die Kleinen ist da. Aber keine Kunden, die sich über die Farbenpracht und große Auswahl freuen. Wie die meisten Einzelhändler der Stadt, ist die Inhaberin trotz Schließung in ihrem Geschäft anzutreffen. Durch ein Klopfen an der Tür können sich Kunden bemerkbar machen und werden einzeln herein gelassen. Sie dürfen zwar nicht wie gewohnt durch den Laden schlendern, sondern nur bis zur Kasse, aber es ist ein kleiner Versuch wenigstens ein wenig Umsatz zu generieren und vor allem nicht ganz tatenlos sein „ Gern können Kunden Ware telefonisch bestellen. Ich schicke auf Nachfrage entsprechende Fotos der gewünschten Kleidungsstücke, damit sie so auswählen können“, verspricht Yvonne Meinköhn.

„Meine Stimmung schwankt zwischen heulen und dann wieder Euphorie – es muss doch ein Danach geben und wir schaffen es!“, beschreibt Yvonne Meinköhn ihre Gefühle. Es ist die Ohnmacht, die die Situation so schwierig macht. Keiner weiß, wie lange er durchhalten muss und vor allem keiner weiß, was kommt nach Corona. „Ich habe mir mit meinem Geschäft eine Existenz aufgebaut. Es ist mehr als nur ein Job. Hier steckt mein ganzes Herzblut drin. Ich fühle mich wie in einem schlechten Film. Manchmal denke ich, gleich kommt einer und sagt ‚April, April‘ und alles ist vorbei“, sagt sie.

Während der Bürgermeister in Bad Doberan den Unternehmen die Gewerbesteuer bis zum 31. Dezember stundet und mit Referenzschreiben hilft, die Vermieter um Mietreduzierung zu bitten, ist in Güstrow alles still. Wir, thema, bekommen zwar fast stündlich neue Pressemitteilungen, die Öffnungszeiten oder besser Schließungen der städtischen Einrichtungen betreffen, dass wir diese schon nicht mehr veröffentlichen können, scheint im Rathaus nicht zu interessieren. Da geht es uns wie dem Einzelhandel und der Gastronomie: Man fühlt sich allein gelassen! Yvonne Meinköhn nutzte zwar die Unternehmenshotline des Wirtschaftministeriums, aber noch heißt es warten auf eine Antwort. Wird es schnelle Hilfe geben? Und wie wird sie aussehen? Die viel geforderte Solidarität in dieser schwierigen Zeit spürt man unter den kleinen Unternehmen. Man versteht sich als Leidensgenossen. Tauscht sich aus und gibt hilfreiche Tipps umgehend an die Kollegen weiter. Die Existenzangst treibt aber alle um. Wendet man sich jedoch an die, die Hilfe geben könnten wie zum Beispiel die eigene Hausbank, ist es mit der viel beschworenen Solidarität schnell vorbei. Sätze wie „Jetzt trennt sich die halt die Spreu vom Weizen“ sind an der Tagesordnung.

Annegret Dräger, Geschäftsführerin von GüstrowCard verspricht den unternehmergeführten Geschäften Unterstützung: „Und wenn wir nur psychologischen Beistand leisten können, wir möchten gern alles tun, was in unserer Kraft steht. Unser Büro ist zwar geschlossen, wir sind aber jederzeit über Telefon und Mail erreichbar.“

Eine Innenstadt ohne Einzelhandel und Gastronomie? Heute kann man schon einmal ein Gefühl davon bekommen, was uns droht, wenn die Insolvenzen zuschlagen. Deshalb auch unser Appell an Sie: Bleiben Sie Ihren Geschäften treu und kaufen Sie jetzt nicht online ein. Warten Sie ab oder nutzen Sie die Angebote unserer regionalen Händler über Telefon oder Email zu bestellen.

Ihre Frauke Naumann

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