Geschichte & Natur

Manchmal greifen wir die ganz persönliche Geschichte einer Familie auf, die uns rührt oder die uns Bewunderung abringt. Immer sind es die Menschen, die uns interessieren und die letztlich unser Magazin so interessant machen.

  • Montag, 6. Mai 2019 von Andreas Bischalski

    Geschichte & Natur

    Geschichte zum Anfassen im Wildtierpark

    Ende Mai ist es soweit: Der Wildtierpark-MV in Güstrow bekommt offiziell Zuwachs. Nach einem Jahr Bauzeit steht nun die Eröffnung der Erlebnis-Büdnerei an.

    Eine halbe Stunde Fußmarsch vom Hauptgebäude entfernt, steht der Schaubauernhof im Fachwerk-Stil mit Reetdach. In den sogenannten WiesenWelten können die Besucher das Leben und das Handwerk eines damaligen Büdners erkunden.
    Wir haben schon erste Eindrücke gesammelt und das neue Team aus der Büdnerei kennengelernt. Gemeinsam haben sie in den letzten Monaten fleißig gewerkelt, damit die Außen- und Innenbereiche des Schaubauernhofs nach und nach Gestalt annehmen.

    Britta Genz leitet die Geschicke in der Büdnerei. Sie behält den Überblick bei dem Projekt, kümmert sich um Gartenarbeit und Tierpflege. Außerdem ist sie gerne Ansprechpartnerin für Besucher und deren Fragen. Besonders freut sie sich auf die Tiere, die hier bald Einzug halten werden.

    An ihrer Seite hat sie Gudrun Bartels, die als gelernte Pferdewirtin die Tierpflege unterstützen wird. Des Weiteren stehen auch bei ihr Gartenarbeit und Besucherbetreuung auf dem Plan. Sie wird allerdings nicht nur in der Büdnerei anzutreffen sein, sondern auch den Kremser mit den Rheinisch Deutschen Kaltblütern führen, der regelmäßig in der Saison zwischen Festplatz und WiesenWelten pendelt.

    Der Dritte im Team ist Andreas Heiden, ein gelernter Landwirt. Er kennt sich mit dem Umgang von Haustierrassen aus und bringt jahrelange Erfahrungen als Tiefbaufacharbeiter und Baumaschinenführer mit. Privat lebt er ebenfalls auf einem Bauernhof und hat immer Tiere um sich herum. Auch er wird des Öfteren auf dem Kremser zu finden sein.

    Die Vierte im Bunde ist Carola Ehrke. Sie arbeitet bereits seit 2011 im Wildtierpark-MV, war bisher jedoch meist im SB-Restaurant tätig. Nun übernimmt sie ihr eigenes kleines Reich in der Büdnerei und kümmert sich um die Verpflegung. Selbstgebackene Brote, Kuchen, Gemüse mit Dips, Kräuterbutter - gesund, frisch und lecker soll es werden.

    Eines haben die vielseitigen Teammitglieder allerdings gemeinsam: Die Liebe für das Landleben und die Tiere.
    Sie sind jedoch nicht die Einzigen, die sich schon in der Büdnerei aufhalten. Auch Rommy die Kuh grast schon friedlich auf der Wiese vor den Stallungen. Ihr werden bald weitere alte Haustierrassen wie Schafe, Ziegen, Hühner und Enten Gesellschaft leisten. Insgesamt 20 Tiere werden in der Büdnerei zu finden sein.

    Mit 915.750 Euro wurde der rund 1,2 Millionen teure Bau vom LEADER-Programm der EU gefördert, welches insbesondere die Entwicklung des ländlichen Raumes unterstützt. Weitere 268.000 Euro übernimmt die Barlachstadt Güstrow.

    In den nächsten Wochen wird noch an kleinen Bauarbeiten und Feinschliffen gearbeitet, dann können die Besucher offiziell die Erlebnis-Büdnerei erkunden.

  • Donnerstag, 4. April 2019 von Torsten Behncke

    Geschichte & Natur

    Für den Augenblick war es der stumme Sommer

    Neben der alles erschlagenden Hitze des Sommers 2018 war es auch der Mangel an Feldvögeln, der in Erinnerung bleibt. Bestenfalls, weil wir uns nicht sicher sein können, dass dies nicht das Finale des von Rachel Carsons 1962 prognostizierten stummen Frühlings ist.

    In seinem Buch wird in einer fiktiven Kleinstadt und ihrer Umgebung durch den Pestizideinsatz die vormals reiche Naturaustattung ausgelöscht und zum Ende erkranken die Einwohner.

    Als Einstieg wählen wir das Grünland. Nun, wo so viele Kiebitze im Frühjahrszug nicht nur am Himmel, sondern durchaus auch revieranzeigend auf den Feldern und Wiesen zu beobachten sind, ist es angezeigt auf die strukturelle und nicht die ausschließlich individuelle Verantwortung der Landwirtschaft am Verschwinden der Wiesenvögel hinzuweisen. Exemplarisch mag dafür der Kiebitz und sein Rückgang stehen. Denn so attraktiv er für Beutegreifer auch sein mag, sie tragen die Verantwortung nicht. Dafür sprechen die mit bis zu 25 Jahren sehr hohe Lebenserwartung und die Generationsfolge von fünf Jahren.

    Bis in die 70er Jahre des 19ten Jahrhunderts war der Kiebitz ein regelmäßiger Brutvogel der mecklenburgischen Grünländereien und Feuchtgebiete. Dabei werden seine Lebensbedingungen im Wesentlichen durch die Art und Intensität der Nutzung bestimmt. Dies lässt sich durch Wasserführung, Düngung und Schnittregime, also Zeitpunkt und Häufigkeit der Schnitte, aber auch die Viehdichte definieren. Dabei wird generell zwischen Wiesen und Weiden unterschieden. Letztere spielen in der Mutterkuhhaltung, Weidemast und in den Milchviehbetrieben bei der Jungrinderaufzucht eine Rolle. Dabei können dann auch die Kriterien der extensiven Bewirtschaftung erfüllt werden. Auf solchen Flächen finden sich je nach Ausstattung neben Feldhasen auch die verschiedensten Grünlandbrüter wie Kiebitz, Bekassine, Flußregenpfeifer, Wiesenpieper, Grauammer, Braunkehlchen und Schafstelze ihr Lebens- und Reproduktionsmöglichkeiten. Aber auch für viele andere Arten wie Weißstorch, Schleiereule und Turmfalke geben sie hervorragende Nahrungshabitate ab.

    Grünland, insbesondere Intensivgrünland mit den produktiven Vorgaben der Bereitstellung von proteinreichem (nicht höher als 20 cm geschnittenem) Grundfutter fällt als Reproduktionsfläche im normalen betrieblichen Ablauf aus. Denn nur bei Kenntnis der Neststandorte, dem Willen des Bewirtschafters und seiner Akzeptanz von entsprechenden Verlusten oder deren Kompensation durch die staatlichen Stellen, kann es hier zu erfolgreichen Bruten kommen. Dabei kann der „relativ tolerante“ Wiesenvogel Kiebitz noch auf „relativ“ intensiv bewirtschafteten Flächen siedeln. Bei all seiner hohen Anpassungsfähigkeit wie früherem Brutbeginn und zahlreichen Nachgelegen trifft er im intensiven Wirtschaftsgrünland auf seine Grenzen.

    Die Krux lässt sich an den Worten „relativ“ und „tolerant“ erahnen. Galten noch bis in die 1990er Jahre drei bis vier Schnitte als intensiv, so sind es heute bis zu sieben!. Das Problem sind die schwindenden Zeitfenster für einen erfolgreichen Brutverlauf. Denn der durchschnittliche Brutbeginn liegt zwischen Anfang März und Anfang April und die durchschnittliche Brutdauer beträgt 27 Tage.


    Die häufig auf Niedermoor oder zumindest anmoorigen Standorten befindlichen Wiesen leiden über den Winter unter dem Auffrieren und riesigen Maulwurfshaufen. Dem muss durch zeitiges Schleppen und Walzen zum Andrücken der Grasnarbe im Frühjahr begegnet werden. Dies erfolgt, wenn die Befahrbarkeit gewährleistet ist und fällt damit in den Zeitpunkt des Erstgeleges. Sollte der Brutbeginn nach dieser Maßnahme liegen, was selten passieren dürfte, und die Vegetation wächst nicht zu schnell, kann die Brut erfolgreich sein. In aller Regel läuft es aber anders ab und das Gelege wird beim Schleppen und Walzen zerstört oder bei der ersten Mahd ausgemäht. Dann weichen die Vögel mit dem Zweitgeleg in die Sommerungen und hier insbesondere den Mais aus. Denn das Gras auf dem intensiven Grünland wächst in der Hauptvegetationsphase mit 3 bis 8 mm pro Tag viel zu schnell für den Bruthabitatsanspruch des Kiebitzes. Allerdings bieten die frisch geschnittenen und durchschnittlich am nächsten Tag geräumten Flächen mit den vielen toten Tieren kurzzeitige Nahrungsflächen für Kiebitze, Störche, Reiher, Greifvögel und Eulen. Die Altvögel weichen nach der Maissaat auf „vegetationslosen“ Flächen und werden im Brutverlauf durch das rasante Wachstum der Maispflanzen, die dann schon 30 bis 45 cm hoch sind, überrascht. Die geschlüpften flugunfähigen Jungvögel finden sich teilweise mehrere hundert Meter durch ein Maislabyrinth von Futter- und Wasserversorgung abgeschnitten.

  • Mittwoch, 27. Februar 2019 von Torsten Behncke

    Geschichte & Natur

    DIE HASELNUSS

    „Regen am Johannistag (24. Juni), noch 40 Tage bleiben mag. Ein trockener Johannistag bringt einen schönen Sommer und reiche Haselnussernte, aber reiche Haselnussernte bringt einen strengen Winter.“ Im Volksglauben hebt die Haselnuss die Fruchtbarkeit des Mannes und die Aufnahmefähigkeit der Frau. Junge Paare ohne Hüsung vergnügten sich unter Haselbüschen. So ist auch in der bekannten Redewendung „Denn, wo ein Wille ist, da ist auch ein Busch“ der Haselnussstrauch gemeint.

    In den Gegenden, wo es Brauch war, den jungen Mädchen von ihrem Burschen am 1. Mai ein Birkenbäumchen vor das Kammerfenster zu stellen, schlug für die Damen, die zu leicht in die Haseln zu verführen waren, die Stunde der Wahrheit. Denn stand ein Haselnussstrauch anstelle des Birkenmaiens vor dem Fenster, waren sie dem Spott preisgegeben.

    Selbst die heilige Hildegard von Bingen schimpfte „Der Haselnussbaum ist ein Sinnbild der Wollust, zu Heilzwecken taugt er kaum.“
    Dieses vernichtende Urteil der heiligen Hildegard (1098 – 1179) wirkt bis in unsere Tage, bis heute den Ausschluss der Haselnuss aus den heilkundigen Bemühungen nach sich zog.

    Die blutstillende, gefäßverengende und astringierende Wirkung galt den Altvorderen als ein probates Mittel gegen Bettnässen. Nur 12 Nüsse am Abend und das Problem ist perdue. Die Kalorienbombe Haselnuss mit 690 Kcal/100 Gramm hat jedoch ein enormes Frustrationsbekämpfungspotential und fördert nebenher gepaart mit Kakao als haselnusshaltiger Brotaufstrich und Haselnussschokolade die Hüftvergoldung. Daneben legte die große Keimkraft der Nüsse den Schluss nahe, dass sie als Teil der vorzeitigen Reproduktionsmedizin eine Runderneuerung der Spermien und Eier darstellt. Mit Nüssen gefüllte Körbe unter dem Ehebett führen mit höherer Sicherheit zur Schwangerschaft. Der hohe Mangangehalt soll die Testesteronbildung fördern.

    Historie

    Die Haselnuss Corylus avellana ist ein Birkengewächs, dessen Familienname Corylaceae sich aus dem griechischen Wort „corylus“ für Hut oder Helm und dem daraus entstandenen lateinischen Namen der Haselnuss herleitet. Avellane bezieht sich auf den Namen der in Kampanien,einer süditalienischen Region um den Vesuv, gelegene antiken Kleinstadt Abella, die heute Avella heißt. Kampanien war früher ein eigener Staat und wurde schon 73 v.Chr. eine der ersten Kolonien Roms. Die Gegend zeichnete sich durch mildes Klima und die durch die Vulkanasche fruchtbaren Böden aus und wurde schon lange vor Christi Geburt der Gemüsegarten Roms. Damals wie heute ist es das Hauptanbaugebiet der Haselnüsse. Nördlich der Alpen erschien der Hasel in der nacheiszeitlichen Warmzeit, der Steinzeit vor rund 8.000 Jahren. Von den Alpen ausgehend verbreitete sie sich bis Südskandinavien. Heute dehnt sich ihr Verbreitungsgebiet von dort über Mitteleuropa bis Südeuropa und Kleinasien aus. Sie bevorzugt warme Gebiete, kräftige Böden und ist relativ feuchtigkeitstolerant. So frosthart sie auch ist, Spätfröste führen zum Totalausfall. Diesem Umstand geschuldet, kommt sie eher ozeanisch als kontinental vor. Darüber ist sie sehr schattentolerant und wegen des weiten Wurzelsystems sehr windbeständig und damit ein hervorragender Bodenbefestiger. Allerdings tragen Schattenpflanzen zumeist keine Früchte. Nicht zuletzt ist er aber auch eine alte Kulturpflanze, die schon bei Tacitus um 97 n.Chr. Erwähnung findet.

    Die große Bedeutung des Hasels für unsere Altvorderen lässt sich angesichts der schweren Lebensverhältnisse erahnen. Vier bis fünf Hände ergeben den Tageskalorienbedarf. So stand die Hasel unter dem direkten Schutz des Gottes Donar oder Thor, des in allen Mythologien Herrn über Blitz und Donner und durfte nicht gefällt werden. Bei diesem Paten darf unter ihr getrost Schutz vor Regen gesucht werden, weil der Blitz nicht in sie einschlägt, Was bei einem vier bis fünf Meter hohen Busch am Waldessaum auch eher nicht zu erwarten ist.

    Biologie
    Eigentlich blüht die Haselnuss Ende Februar bis Ende März und stellt damit eine der wichtigen Frühjahrstrachten für die Honigbiene dar. In 2019 aber öffneten sich die auffälligen, schon im Herbst angelegten männlichen Kätzchen ab dem 15. Januar für die Windbestäubung und eröffneten so die Allergiesaison. Wenigstens die Bienen aber schliefen zu dieser Zeit noch fest. Die Frucht der Haselnuss ist eine einsamige Nuss, die in einem Becher (Cupula) sitzt und deren Spitze unbedeckt ist. Alle anderen Formen sind Kulturformen und deren diversen Hybridisierungen. Die vegetative Vermehrung findet durch wilde Ausläufer und horizontale Absenker statt. Die Verbreitung übernehmen Eichhörnchen und Häher realisiert.

    Wirtschaft
    Die für den Erwerbsanbau sind verschiedenen Kulturformen mit beeindruckenden Namen wie Bollwiller, Cosford, Zeller-oder Lambertnuss, die rotblättrige Zellernuss, Lambert Filbert und Impérratrice Eugénie, Bors Spanische, hölländische Hasel, Mandelnuss, Büschel- und Bluthasel heraus gezüchtet worden. Weltweit werden zwischen 400.000 bis 650.000 Tonnen geerntet mit über 60 % ist die Türkei der Hauptproduzent, es folgen mit 20 % Italien, dann Spanien, Frankreich und die USA. In Deutschland wird sie neuerdings in Warmlagen als Nischenprodukt angebaut und zumeist selbst verarbeitet und vermarktet. Geerntet werden die reifen braun verfärbten Nüsse vom August bis in den Oktober. Neben den obigen Produkten hat das nicht trocknende Haselöl eine vielseitige Verwendung. Insbesondere die Kosmetik nutzt seine Eigenschaft aromatische Essenzen zu binden und zu konservieren. Leider wird das in der Küche geschätzte gutschmeckende Öl schnell ranzig, was seine Brauchbarkeit einschränkt.

    Verwendung des Holzes
    Der wirtschaftliche Wert des Holzes liegt zumeist in unserer Vergangenheit und stellt eigentlich immer die zweite Wahl dar. Aus den stärkeren Teilen wurden Armbrustbögen, aber auch feine Tischler- und Einlegearbeiten hergestellt. Aus den schwächeren, biegsamen und dennoch festen Ruten wurden Pfeilschäfte, Speere, Flechtzäune und Flechtwerk im Gefach der Lehmhäuser. Auch Korbflechter nutzten sie für feine Körbe und Behälter, wie Stockmacher für Spazierstöcke. Die Schäfer fertigten daraus ihre Schäferstöcke. Für Werkzeugmacher gaben sie Werkzeug- und Messerstiele. Als feine Köhlerware wurde die Kohle aus Haselnussholz als Zeichenkohle genutzt. Mit natürlichen Gabeln aus Haselholz ließ sich trefflich nach Wasser suchen. Dann natürlich Peitschenstiele und wenn etwas gezüchtigt oder verhärtete Gemüter erweicht werden mussten, galt der Griff „nach der harten, guten, schlanken, schwanken Haselruten“ so Wilhelm Busch als Mittel der Wahl.

    Der Hasel und das Bier
    Wenn, was auch immer gebraut oder vergoren wurde als trübe Plürre auf das Trinken wartete, wurde ihm Haselspäne als Klär- und Bindemittel zugesetzt und das Produkt durch Siebböden aus Hasel geklärt. Dies freilich lange vor den Zeiten des Deutschen Reinheitsgebotes. So wurde auch bei der Essigherstellung verfahren.

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